Richard Wagner Refugium

Richard Wagner war ein Mensch, der dazu berufen war, höherschwingende Wahrheiten oder Realitäten in einem dafür nur eingeschränkt geeigneten Lebensgebiet fassbar zu machen und zu verankern. Dieses Lebensgebiet, in dem sich alles nur durch sehr „beschränkte“, unseren Sinnen zugängliche, Mittel verständlich machen kann, wo die höhere Wahrheit sich oft nur mit der Hilfe von Symbolen oder Metaphern ausdrücken lässt, ist die Realität, in die wir von Geburt an gestellt sind, kurz gesagt: unsere Welt.

Das Höherschwingende, das in Wagner lebte und webte und drängte, entspringt einer ursprünglichen Lebensrealität, die einst allen Menschen eigen war, jetzt im Todesschlaf liegt, in ihm aber beginnt, wieder bewusst zu werden.

Je tiefer für den Betrachter die Einsicht in solch ein Leben wird, umso mehr möchte sich wohl der Brust ein Seufzer entringen: Welch eine Aufgabe!

Das Drängen aus den Tiefen der eigenen Seele, das Bewusstwerden ewiger Wahrheiten steht im krassen Gegensatz zum Erleben im Alltäglichen. Wie ist da eine Verbindung zu schaffen? Wie das alles in einem „Kunstwerk der Zukunft“ zu den Menschen bringen?

Wagner war Dichter und Komponist in einem. Zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes war er auf die Aufführungen seiner Werke angewiesen. Also mussten Opernhäuser überzeugt, und entsprechendes Sängerpersonal gesucht werden, mit diesem und dem Orchester musste die Oper einstudiert werden, es folgte Inszenierung und schließlich die Aufführung. Das Ergebnis war in der Regel ernüchternd, die Idee, die eigentlich unfassbar in der Seele ringt, kam nur stark entstellt beim Publikum an.

Der Betrieb an den deutschen Opernhäusern war natürlich darauf ausgerichtet, möglichst viel Abwechslung für die verschiedenen Bevölkerungsschichten anzubieten, damit die Ränge zu füllen und so kostendeckend zu arbeiten. Die künstlerischen „Feinheiten“ in höherem Sinne blieben unter diesem Druck oft auf der Strecke.

Das Sängerpersonal wurde von einer Wagnerschen Oper vor völlig neue Voraussetzungen gestellt. Die Primadonnen und Heldentenöre waren es gewohnt, ihre Einzelauftritte, ihre Arien, zu bekommen, nach eigenem Gutdünken auszukleiden und so vor dem Publikum glänzen zu können. Das Kunstwerk der Zukunft stand jedoch über jedem Einzeldarsteller. Jede Rolle musste sich dem Gesamteindruck einfügen. Starallüren waren völlig fehl am Platz! Weiterhin war es erforderlich, dass aus dem Sänger oder der Sängerin ein Darsteller bzw. eine Darstellerin wurde. Es kam also noch eine Ebene dazu, nämlich durch Gesten das auszudrücken, was Musik und Wort noch mehr verdeutlichen sollte.

Die Auseinandersetzung mit dem Menschen Richard Wagner, seinem Leben und seinen Werken ist zum Einen eine dankbare Aufgabe, da es wohl kaum ein besser dokumentiertes Leben gibt. Die Fülle der Informationen und vor allem der Selbstzeugnisse ist einzigartig. Zum Anderen ist es wohl recht einfach, das, was er geschaffen oder erlebt hat, wiederzugeben. Jedoch die Quelle, aus der er schöpfte und handelte, ist nicht so ohne weiteres zugänglich. Ohne diese Kenntnis kann solch ein Genie nicht wirklich verstanden werden.

So ging es übrigens den allermeisten Menschen, die ihn kannten. Jeder verstand nur das, was ihm selbst bewusst war. Eine Einschätzung beruht in dieser Welt eher auf Äußerlichkeiten, das sind jedoch, wenn man dem Begriff folgt, nur Oberflächlichkeiten. Nähert man sich dem Kern, wird plötzlich vieles schlüssig, was vorher unverständlich erschien und in ein anderes Licht gerückt.

Diese Seite: „richardwagner-refugium“ ist ein Versuch, dem Menschen Richard Wagner in Einheit mit seiner Schöpfungsquelle nachzuspüren, einer Quelle, die in jedem Menschen potentiell anwesend ist. Auf dieser Basis läßt sich die Größe und Bedeutung dieses Genie’s wirklich würdigen.